
Es gibt sie, die Unternehmen die ihren Mitarbeiter:innen die Freiheit geben, einen Teil der Arbeitszeit zu verwenden, um neue Ideen zu entwickeln, innovative Projekte voranzutreiben und wie Unternehmer innerhalb der Organisation zu handeln.
In dieser mehrteiligen Serie erfährst du unter anderem, warum diese „unternehmerischen Talente“ besonders in KMUs wahre Innovationsbooster sein können, wie sie den Erfolg eines Unternehmens nachhaltig beeinflussen und warum ich mich heute auch beruflich für die Förderung von Intrapreneurship einsetze.

Was sind Intrapreneure und woher stammt der Begriff?
Intrapreneure sind fest angestellte Mitarbeiter, die innerhalb einer Organisation nahezu wie eigenständige Unternehmer agieren können. Diese spezielle Form des Unternehmertums wird als Intrapreneurship bezeichnet.
Der Begriff "Intrapreneur", eine Zusammensetzung aus den Wörtern „Intra-Corporate“ („unternehmensintern“) und „Entrepreneur“ („Unternehmer"), wurde vom US-amerikanischen Unternehmer und Autor Gifford Pinchot III geprägt. Er verwendete ihn in den 1980er Jahren unter anderem in seinem Buch "Intrapreneuring: Why You Don't Have to Leave the Corporation to Become an Entrepreneur", in welchem er diesen Ansatz ausführlich erklärt.
Intrapreneurship ist ein Bottom-up-Ansatz, bei dem Mitarbeiter innerhalb ihres Unternehmens Innovationen vorantreiben und dabei ein hohes Mass an Freiheit geniessen. Die Mission von Intrapreneuren wird nicht von äusseren Zwängen, wie sie etwa von Teamleitern oder der Geschäftsführung ausgehen könnten, beeinflusst. Vielmehr handeln sie intrinsisch – aus eigenem Antrieb heraus: Sie streben danach, Veränderungen herbeizuführen, Innovationen anzustossen und umzusetzen.
Ein Intrapreneur agiert ähnlich wie ein Gründer oder eine Gründerin eines kleinen Unternehmens. Im Gegensatz zu einem Entrepreneur geniesst er jedoch einen bedeutenden Vorteil: eine sichere Festanstellung mit einem stabilen Einkommen.
„Mit ihrem Innovationsdrang und ihrer unternehmerischen Denkweise sind Intrapreneure entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen – heute und in der Zukunft.“
Das zeichnet Intrapreneure aus
Nicht jede Mitarbeitende oder jeder Mitarbeitender zeigt von Beginn an die Eigenschaften eines Intrapreneurs. Oft sind es innere Überzeugungen, berufliche Erfahrungen oder das passende Umfeld, die diese Talente zur Entfaltung bringen.
Wie echte Entrepreneure sehen Intrapreneure in Herausforderungen nicht nur Hindernisse, sondern Chancen. Sie nutzen kreative, oft unkonventionelle Ansätze, um Probleme zu lösen und treiben Innovationen aktiv voran. Dabei arbeiten sie selten allein: Sie sind Teamplayer, die andere mit ihrer Begeisterung anstecken und Gleichgesinnte um sich versammeln, um gemeinsam an neuen Projekten zu arbeiten.
Doch das Potenzial von Intrapreneuren kann nur dann voll ausgeschöpft werden, wenn das Unternehmen eine passende Kultur und die richtigen Rahmenbedingungen schafft.
„Intrapreneure kann man nicht erschaffen – man muss sie erkennen und fördern.“ – Gifford Pinchot III
Erfolgreiche Beispiele von Intrapreneuren
Die Geschichte des Intrapreneurship ist reich an inspirierenden Beispielen von Mitarbeitenden, die innerhalb ihrer Unternehmen bahnbrechende Innovationen vorangetrieben haben. Hier sind einige der bekanntesten Intrapreneure:
Ken Kutaragi (Sony): Als Ingenieur bei Sony entwickelte Kutaragi die Idee für die PlayStation, obwohl das Management zunächst skeptisch war. Sein Beharren auf der Umsetzung dieser Vision machte Sony zu einem der grössten Namen in der Gaming-Industrie.
Paul Buchheit (Google): Buchheit war der Kopf hinter Gmail, einem der erfolgreichsten Produkte von Google. Trotz interner Widerstände hielt er an seiner Idee fest und schuf eine der weltweit meistgenutzten E-Mail-Plattformen.
Art Fry (3M): Fry entwickelte die Post-it-Notes, indem er ein bestehendes Produkt von 3M kreativ weiterdachte. Heute sind die kleinen gelben Haftnotizen ein Synonym für Innovation.
Diese Beispiele zeigen, dass der Mut, neue Wege zu gehen und die Unterstützung durch das Unternehmen entscheidend sind, um Intrapreneurship erfolgreich zu machen.
Was sind die Vorteile von Intrapreneurship?
Intrapreneurship bietet nicht nur Vorteile für die Innovationskraft, sondern schafft auch eine wertschätzende Arbeitskultur, stärkt die Mitarbeiterbindung und sorgt für nachhaltigen Unternehmenserfolg – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Hier sind einige der zentralen Vorteile:
1. Persönliche Erfüllung durch Eigenverantwortung: Die Möglichkeit, in eigener Verantwortung zu handeln und die Freiheit, innerhalb einer Festanstellung wie ein Unternehmer oder eine Unternehmerin zu agieren, lässt Intrapreneure spüren, dass sie einen echten Beitrag leisten. Diese Eigenverantwortung fördert sowohl Zufriedenheit als auch langfristige Motivation.
2. Stärkung von Innovationsprozessen: Unternehmen, die das Potenzial von Intrapreneurship erkennen und fördern, profitieren von engagierten Mitarbeitenden, die bereit sind, neue Ideen anzustossen und umzusetzen. Durch ihre intrinsische Motivation beschleunigen Intrapreneure Innovationszyklen und treiben die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleitungen und Geschäftsmodelle voran.
3. Geringes Risiko für Unternehmen: Sollte ein Intrapreneurship-Projekt scheitern, bleiben die Konsequenzen überschaubar. Die Kosten sind gering, und die Mitarbeitenden bleiben weiterhin im Unternehmen. Gleichzeitig bietet die Festanstellung Intrapreneuren die Sicherheit, auch ambitionierte Projekte anzugehen.
4. Positive Auswirkungen auf Unternehmenskultur: Unternehmen, die Intrapreneurship fördern, schaffen eine Kultur der Wertschätzung und des Wachstums. Mitarbeitende fühlen sich stärker eingebunden und entwickeln eine höhere Bindung zum Unternehmen.

"Intrapreneurship macht sich vielfach bezahlt. Unter anderem beim Firmenwachstum, bei der Mitarbeiterentwicklung und der Firmenkultur."
Ein Gedanke zum Abschluss
Erfolgreiche Unternehmen stellen sich oft erst dann die Frage, wie sie ihre ursprüngliche Dynamik und Innovationskraft zurückgewinnen können, wenn der Erfolg nachlässt. Meiner Meinung nach gibt es verschiedene Gründe, warum Unternehmen an Innovationskraft verlieren. Diese Gründe sind häufig das Ergebnis natürlicher Entwicklungsprozesse, können aber mit gezielten Massnahmen überwunden werden.
Hier sind die 8 häufigsten Ursachen und deren Auswirkungen:
1. Wachstum und zunehmende Komplexität
Ursache: Mit steigendem Unternehmenserfolg wächst auch die Organisation. Es entstehen neue Hierarchien, Prozesse und Strukturen, die anfangs nicht notwendig waren. Diese zunehmende Bürokratie kann die Flexibilität und Entscheidungsfreude hemmen.
Auswirkung: Innovationen geraten ins Stocken, da Entscheidungswege länger werden und der Fokus auf Effizienz statt Experimenten liegt.
2. Risikoscheu und Komfortzonen
Ursache: Nach anfänglichem Erfolg wollen Unternehmer oft das Erreichte sichern und vermeiden Risiken, die mit neuen Ideen verbunden sind.
Auswirkung: Mutige Entscheidungen und Investitionen in unsichere, aber potenziell profitable Ideen bleiben aus, wodurch Innovationsprozesse eingeschränkt werden.
3. Fokus auf das Tagesgeschäft
Ursache: Im Laufe der Zeit verschiebt sich der Fokus von visionärer Strategie hin zur Bewältigung operativer Herausforderungen. Kundenprojekte, Lieferketten und Mitarbeitermanagement dominieren den Alltag.
Auswirkung: Es fehlt an Zeit und Energie, um neue Ideen zu entwickeln und langfristige Innovationen voranzutreiben.
4. Fehlende Diversität in Ideen und Perspektiven
Ursache: In etablierten Teams werden oft ähnliche Ansätze und Denkweisen kultiviert, während externe Impulse oder Querdenker weniger Gehör finden.
Auswirkung: Ohne frische Perspektiven oder neue Impulse wird die Innovationsfähigkeit stark eingeschränkt.
5. Angst vor Veränderungen
Ursache: Veränderungen bringen Unsicherheit, die sowohl bei Unternehmern als auch bei Mitarbeitenden Widerstände auslösen kann. Die „Warum ändern, was funktioniert?“-Mentalität setzt sich durch.
Auswirkung: Das Unternehmen bleibt in bestehenden Prozessen und Produkten gefangen und reagiert nicht mehr dynamisch auf Marktveränderungen.
6. Mangelnde Ressourcen
Ursache: Innovation erfordert Zeit, finanzielle Mittel und oft spezielles Know-how. Viele KMUs haben begrenzte Kapazitäten und investieren diese lieber in laufende Projekte statt in ungewisse Zukunftsideen.
Auswirkung: Es fehlt die Grundlage, um neue Technologien oder Prozesse zu entwickeln.
7. Verlust der Gründermentalität
Ursache: Gründergeist lebt von Leidenschaft, Experimentierfreude und einem hohen Mass an Eigenverantwortung. Mit wachsender Unternehmensgrösse wird diese Mentalität oft durch standardisierte Prozesse und operative Zwänge ersetzt.
Auswirkung: Das anfängliche Feuer für Neues erlischt und die Dynamik des Unternehmens leidet.
8. Unklare Innovationskultur
Ursache: Viele Unternehmen haben keine klare Strategie oder Kultur, die Innovation fördert. Mitarbeitende wissen nicht, wie sie neue Ideen einbringen können, oder scheitern an internen Hürden.
Auswirkung: Potenziale bleiben ungenutzt und das Unternehmen stagniert.
Es wäre doch sinnvoll, ein Bewusstsein für diese Mechanismen zu schaffen, bevor es notwendig wird, Innovationskraft zurückzugewinnen. Indem Unternehmen frühzeitig Strukturen für Intrapreneurship etablieren, können sie proaktiv Innovationen fördern und langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern. Doch wie sieht das konkret aus? Welche Herausforderungen müssen Unternehmen auf diesem Weg meistern? Diese Fragen stehen im Fokus des zweiten Teils dieser Serie.
Entdecke, wie Intrapreneurship Teil deiner Unternehmenskultur werden könnte – und entscheide selbst, ob dieser Ansatz zu dir und deinem Unternehmen passt.
Dein Beitrag
Intrapreneurship beginnt oft mit kleinen Schritten. Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Gibt es Programme oder Ansätze, die bei dir funktioniert haben? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren und bleib gespannt auf den nächsten Teil.
댓글